Adéliepinguin – neugieriger Tiefseetaucher

Der Adéliepinguin, der kleinste der in der Antarktis lebenden Pinguine, ist ein echter Charaktervogel. Mit dem weißen Ring um die Augen und dem kurzen Schnabel sieht er super niedlich aus. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Der Adéliepinguin gilt als äußerst streitlustig und sehr neugierig, wobei er Gefahren gern mal gekonnt ignoriert. Adéliepinguine lieben das dichte Packeis und sind neben den stattlichen Kaiserpinguinen die einzigen Pinguine, die auf dem antarktischen Kontinent brüten.

Adeliepinguin
Adeliepinguin (Foto von Christine2212, Creative Commons)

Benannt wurde der Adéliepinguin nach dem Adelieland, einem von Frankreich beanspruchten Gebiet in der Antarktis. Sein wissenschaftlicher Name lautet Pygoscelis Adeliae. Er gehört zusammen mit dem Eselspinguin und dem Zügelpinguin zur Gattung der Langschwanzpinguine.

Verbreitung: Wo lebt der Adéliepinguin?

Der Adéliepinguin ist rund um den Südpol verbreitet, eingegrenzt von der Packeisgrenze im Norden und der Schelfeisgrenze im Süden. Er liebt das Eis. Regionen mit dickem Packeis zieht er offenen Gewässern vor. Er lebt als einziger Pinguin neben dem Kaiserpinguin auf dem antarktischen Kontinent. Die Kolonien befinden sich an allen Küsten und den umliegenden Inseln der Antarktis, z.B. auf den Südlichen Shetlandinseln, Balleny-Inseln und Südliche Orkneyinseln sowie auf der Antarktischen Halbinsel. Einige Adéliepinguine sind auch auf den Falklandinseln, Kerguelen, Macquarie, Heard und einigen weiteren Inseln zu finden. Einzelne Tiere werden sogar gelegentlich an der Küste Südamerikas, Neuseelands oder Australiens gesichtet.

Adeliepinguin am Ende der Mauser
Adeliepinguin am Ende der Mauser (Foto von Christine2212, Creative Commons)

Ist der Adéliepinguin gefährdet?

Adéliepinguine werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als ungefährdet (least concern) eingestuft. Sie gehören zu den am meisten verbreiteten Pinguinarten mit einem geschätzten Bestand von 10 Millionen ausgewachsenen Pinguinen. Adéliepinguine Populationen gelten erfreulicherweise als stabil und an manchen Orten sogar als leicht zunehmend. Kolonien können eine Größe von bis zu 500.000 Tieren erreichen, beispielsweise auf Kap Adare, einer weitgehend eisfreie Landzunge im ostantarktischen Viktorialand. Weitere große Kolonien befinden sich auf der Antarktischen Halbinsel und auf dem Ross Schelfeis.

Äußere Merkmale: Woran erkennt man den Adéliepinguin?

Der Adéliepinguin

  • ist etwa 70 Zentimeter groß und gehört damit zu den mittelgroßen Pinguinen.
  • wiegt ca 4 bis 5 Kilogramm, wobei die Männchen der Adéliepinguine im Durchschnitt etwa ein halbes Kilogramm schwerer sind als die Weibchen.
  • verliert während der Mauser die Hälfte seines Gewichts.
  • ist an Kopf, Rücken und den Flossenoberseiten tiefschwarz gefärbt. Der Bauch und die Flossenunterseiten sind weiß. Im Gegensatz zu anderen Pinguinarten gibt es beim Adéliepinguin jedoch viele Farbvariationen. Diese reichen von weißen Punkten im schwarzen Gefieder bis hin zu Albinos.
  • hat einen schwarzen Schnabel mit einigen rot gefärbten Flecken. Der Schnabel wirkt relativ klein, da er zur Hälfte mit Federn bedeckt ist. Die Füße sind rosa oder hellrot.
  • hat auffällige weiße Ringe um die schwarzen Augen, die sich vom schwarzen Gefieder deutlich absetzen. Am Kopf befindet sich eine schwarze Federgruppe, die normalerweise am Kopf anliegt, aber während einer Drohgebärde oder während des Paarungsrituals aufgestellt werden kann.
  • hat als Küken ein dickes braunes Daunengefieder. Beim Gefiederwechsel bleiben die Daunen am Kopf manchmal etwas länger stehen, so dass das Küken wie ein kleiner Punker aussieht. Halbwüchsige Adéliepinguine ähneln den Erwachsenen haben jedoch noch ein eher blaugraues statt schwarzes Gefieder und auch die weißen Augenringe bilden sich erst später aus.
  • wird als erwachsener Pinguin nicht mit anderen Pinguinarten verwechselt. Nur als Jungvogel sieht er dem Zügelpinguin ein bisschen ähnlich, hat jedoch keine weißen Flecken oberhalb der Augen und keine schwarzen Gefiederpartien unterhalb des Kinns.

Das Paarungsritual der Adéliepinguine

Adéliepinguine betreiben das aufwendigste Paarungsritual unter den Pinguinen. Ist das Nest fertig, signalisiert das Männchen mit ausgebreiteten Flossen und mit nach oben gerichtetem Schnabel rufend seine Paarungsbereitschaft. Das interessierte Weibchen stellt sich gegenüber und die Partner verbeugen sich voreinander und Streichen mit dem Schnabel durch das Gefieder des Partners. Danach richten sie ihren Schnabel Richtung Boden, legen die Flossen eng an und ändern ihre Pose in einer komplizierten Abfolge von Schritten bis der Schnabel nach oben zeigt und die Flossen weit ausgebreitet sind. Dies kann zwischen 20 und 30 Minuten dauern und wird später auch in kürzerer Version bei der Ablösung während der Jungvogelaufzucht verwendet. Das Weibchen legt Mitte November im Abstand von drei Tagen zwei Eier und geht danach auf Nahrungssuche. Das erste Ei ist mit 125 Gramm etwas größer und schwerer als das zweite Ei (circa 113 Gramm). Die Eier werden auf den Füssen der Eltern ausgebrütet. Die ersten 12 Tage kümmert sich das Männchen um die Eier und wird dann für eine Woche vom Weibchen abgelöst bis die Küken schlüpfen. Nach zwei bis drei Wochen schließen die Küken sich zum Schutz und Warmhalten zu Gruppen zusammen und beide Partner können auf die Jagd gehen. In der Regel werden die Küken ein bis zweimal am Tag gefüttert.

Wie pflanzt sich der Adéliepinguin fort?

Der Adéliepinguin

  • brütet in Kolonien, die sehr groß sein können.
  • bevorzugt für den Nistplatz eisfreie felsige Inseln und Küstenabschnitte, die Sonne und Wind ausgesetzt sind und wo es dadurch keine Schneewehen gibt. Sobald die Wassertemperatur in den Küstengewässern über den Gefrierpunkt steigt, beginnt die Brutzeit. Um seine Brutkolonie zu erreichen, muss der Adéliepinguin oft Eisbarrieren überwinden, da das Eis vor der Küste noch nicht abgetaut ist.
  • kehrt wenn möglich jedes Jahr zum gleichen Nistplatz und Partner zurück.
  • baut sein Nest Mitte Oktober aus Geröll und Steinen. Um an das Nestbaumaterial zu gelangen, muss er häufig Eisblöcke mit dem Schnabel zerkleinern. Eine beliebte Methode ist auch das Klauen der Steine aus dem Nest des Nachbarn. Daher reagieren Adéliepinguine sehr aggressiv, wenn man ihrem Nest zu nahe kommt.
  • lässt während des Balzrituals rhythmische Rufe hören, die drei bis sieben Sekunden dauern. Diese Rufe werden häufiger von Männchen verwendet. Es sind auch laute, trompetende Laute zu hören, die häufig von beiden Vögeln in der Umgebung des Nestes ausgestoßen werden. Wird in unmittelbarer Nähe zum Nest umeinander geworben, sind eher sanfte, summende Laute zu hören.
  • ist als Küken sehr wetterempfindlich. Wenn der Schnee schmilzt, wird das noch nicht wasserdichte Daunengefieder nass und die Küken können erfrieren. Ende Januar verlassen sie im Alter von 50 Tagen die Kolonie, um sich vor dem Winter Fettreserven anzufressen.
  • ist in Bezug auf den Bruterfolg vom Wetter abhängig. Entscheidend ist die Entfernung zwischen Meer und Brutplatz. Ist das Meer zu weit zugefroren, verspäten sich die Weibchen so sehr, dass das Männchen das Nest verlassen muss, um nicht selbst zu verhungern.
  • mausert sich, nachdem die Küken flügge geworden sind.
  • wird im Alter von 3 bis 5 Jahren geschlechtsreif und kehrt dann erst zur Brutkolonie zurück.
Adeliepinguin mit Küken
Adeliepinguin mit Küken (Foto von Jerzy Strzelecki, Creative Commons)

Verhalten: Wie sieht ein typischer Tag im Leben eines Adéliepinguins aus?

Der Adéliepinguin

  • ist ständig aktiv.
  • frisst hauptsächlich Krill, der in Meerestiefen von 10 bis 200 Metern anzutreffen ist, sowie kleine Fische.
  • jagt durchschnittlich in einer Tiefe von 10 bis 45 Meter, kann aber auch bis zu 200 Meter tief tauchen, ist also ein richtiger Tiefseetaucher.
  • jagt während der Brutzeit im Umkreis von 100 Kilometern zur Kolonie, nach dem Schlüpfen der Küken entfernt er sich nur noch etwa 25 Kilometer. Teilweise jagt er bis zu 30 Stunden am Stück, damit sich der weite Weg von der Kolonie zum Meer lohnt.
  • lässt als Kontaktruf ein kurzes Bellen ertönen. Drohgebärden am Nistplatz werden von einem Knurren und Seitenblicken zu dem Eindringling begleitet. Das Knurren geht in einen Grunzlaut über, wenn es zum Kampf kommt. Küken geben ein schwaches Piepen von sich.
  • kämpft mit Flossen und Schnabel. Der Schnabel wird gegen den Schnabel des Gegners geschlagen, so dass es aussieht, wie bei einem Degengefecht. Es kommt allerdings selten zum Kampf, da der Adéliepinguin über effektive Einschüchterungsgesten verfügt. Dazu dreht er seinen Schnabel in alle Richtungen und hackt in die Luft oder steckt seinen Kopf unter die ausgestreckte Flosse. Als Drohgebärde wird der Federkamm am Kopf aufgerichtet.
  • hält sich außerhalb der Brutzeit im Meer auf und entfernt sich bis zu 1.200 Kilometer von der Kolonie.
  • wird bis zu 20 Jahre alt.
  • kann im Meer als Beute von Seeleoparden enden, die ihm unter Packeiskanten auflauern. Seeleoparden bevorzugen gerade flügge gewordene Küken, da diese leichter zu jagen sind. Aufgrund dieser und anderer Gefahren überleben nur 35 Prozent der jungen Adéliepinguine das erste Jahr.
  • reagiert sehr empfindlich auf Störungen durch den Menschen. Die Bestände gingen in der Nähe von Forschungsstationen zurück, bis die Störungen durch Regeln eingeschränkt wurden.

Wo kann man Adéliepinguine in freier Wildbahn sehen?

Adéliepinguine kann man im Rahmen einer Kreuzfahrt in der Antarktis und auf den subantarktische Inseln beobachten.

Bildlizenzen: Creative Commons

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